01.07.19 – Anreise

Es ist 08:00 Uhr und 14 Schüler*innen des Rivius Gymnasiums treffen sich vor der Schule, um sich auf eine Reise in das geschichtsträchtige Pas-de-Calais in Frankreich zu begeben. Wir fahren pünktlich ab, unsere Busfahrerin ist guten Mutes, wir sind es auch. Herr Gülker hat sich als Kundschafter angeboten und fährt mit dem Auto vor, um unsere Ankunft vorbereiten zu können. Nach etwa acht Stunden Fahrt kommen wir mit unserem kleinen und bequemen Reisebus an unserer Unterkunft in Bezinghem bei Boulogne-sur-Mer an. Wir tragen die Koffer aus dem Bus und bei dem ein oder anderen Koffer kommt aufgrund seiner Größe die Frage auf, was er wohl beinhaltet. Wir erkunden unser Häuschen, teilen die Zimmer auf und jede(r) hat die Chance, sich persönlichen Belangen zu widmen.

Das erste Abendessen…

Etwas erschöpft von der Fahrt finden sich schließlich alle im Wohnbereich des Ferienhauses ein. In einer Gemeinschaftsaktion wird schnell eine Einkaufsliste verfasst, auf der genau vermerkt ist, was Herr Gülker und ich nun einzukaufen haben. Wir halten uns strikt an diese Wünsche und in unserer Unterkunft zurück kochen wir schließlich Nudeln und Soße und nehmen wenig später an der gemeinsamen Tafel Platz. Den weiteren Abend verbringen wir auf der Terrasse und im Wohnbereich. Bezinghem offenbart sich uns als sehr ruhig und idyllisch. Neben uns grasen ein paar Kühe und schauen unserem Treiben neugierig zu, der leichte Wind raschelt in den Bäumen, die Abendsonne taucht die Szenerie in goldenes Licht, hier steht die Zeit still.

02.07.19 – Die „Gegend der zwei Kaps“

Der nächste Morgen erwartet uns mit strahlend blauem Himmel.  Heute fahren wir zunächst zum Cap Griz-Nez („graue Nase“). Das Cap Griz-Nez ist eine Landspitze an Frankreichs Kanalküste, von der aus das Shakespeare Cliff bei Dover nur 33 km (Luftlinie) entfernt ist. Wir befinden uns hier an einem sehr geschichtsträchtigen Fleckchen Erde, das während des Zweiten Weltkriegs durch kanadische Truppen befreit wurde. Noch immer gibt es hier in dieser Region Spuren der Bombenangriffe, die den Atlantikwall zerstörten.  Heutzutage ist das Cap Griz-Nez neben seiner Geschichtsträchtigkeit ein beliebtes Ziel bei Touristen, die die atemberaubende Aussicht genießen und ihre Erinnerungen fotografisch festhalten, so auch wir! Wir steigen anschließend in den Reisebus und fahren zum Cap Blanc-Nez („weiße Nase“), das südlich von Calais liegt. Auf seinem Gipfel befinden sich ebenfalls Bunker aus dem Zweiten Weltkrieg sowie ein Obelisk. Die Bunker wurden von den Besatzungstruppen des nationalsozialistischen Deutschen Reiches erbaut. Auch hier sind diese historischen Bauwerke als Mahnmale geblieben, die Region wird inzwischen durch Touristen besucht, so auch von uns!  Wir haben einen wahnsinnig schönen Blick auf das blaue Wasser und den ebenso blauen Himmel. Die Sonne verwöhnt uns. Genau diese Bedingungen nutzen wir aus und laufen vom Cap Blanc-Nez zunächst auf der Steilküste in Richtung Wissant. Später führt uns eine Treppe zum Strand, auf dem wir dann schließlich mit den Füßen im Wasser bis zu unserem treuen Gefährten dem Reisebus spazieren. Bevor wir jedoch in diesen einsteigen, um uns Wimereux anzuschauen, machen wir eine Pause und ein paar von uns trauen sich in das kühle Nass, während die anderen am Strand liegen.

In Wimereux angekommen, bemächtigen sich manche von uns der melodischen französischen Sprache und bestellen ein Eis oder andere Leckereien auf der Promenade. Wir könnten ewig hier sitzenbleiben und dem Treiben der Menschen und der Szenerie zuschauen – ein Teil Wimereuxs werden. Auf dem Rückweg machen wir einen Halt in einem Supermarkt und kaufen Vorräte für den Abend an der Unterkunft ein. Heute Abend soll gegrillt werden.

03.07.19 – Ein Besuch in La Coupole und in Saint-Omer

Heute fahren wir nach La Coupole („die Kuppel“). La Coupole befindet sich etwa 5 km von Saint-Omer entfernt und es handelt sich hierbei um eine Bunkeranlage aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Kuppel erinnert uns an ein altes Raumschiff, das hier zwischen den Dörfern Helfaut und Wizernes gelandet ist. Skurril sieht dieses Bauwerk aus, das wie ein Fremdkörper in die Landschaft gesetzt wurde und inzwischen von Wald umgeben ist. Die Betonkuppel hat einen Durchmesser von 71 Metern und besitzt eine Wandstärke von 5,1 Metern. Der Architekt Werner Flos brauchte für das Bauwerk ganze 55.000 Tonnen Beton! Was aber ist der Sinn dieses eigenartigen Bauwerks? Das erfahren wir in der Ausstellung, die sich unter der Kuppe und in den sich darunter befindlichen Gängen befindet. Es handelte sich hierbei um eine Einrichtung, die dazu bestimmt war, Abschussrampe für die neuen V2-Raketen zu sein, die in Richtung London geschossen werden sollten. Uns wird sehr mulmig bei der Vorstellung, dies hätte funktionieren können. Dankenswerter Weise konnte dieses Vorhaben jedoch nicht vollendet werden, da die Alliierten das Bauwerk durch Lufterkundung enttarnten. Der Friede ist ein hohes Gut, für das wir uns stets einsetzen müssen!

Wir steigen nun in unseren Reisebus und fahren nach Saint-Omer (vom XIII bis XVI Jahrhundert erbaut). Dort haben wir Zeit, uns die gotische Kathedrale Notre-Dame anzuschauen und durch die umliegenden Gassen zu schlendern, um einzukaufen, zu essen oder einfach nur die prachtvollen Patrizierhäuser zu entdecken.

Der Erkundung noch nicht müde fahren wir anschließend nach Boulogne-sur-Mer rein. Diese Stadt gliedert sich in zwei unterschiedliche Teile. Uns verschlägt es zunächst in die Oberstadt. Diese ist eine alte Befestigungsanlage und beherbergt das Schloss-Museum, die Basilika und den Wachturm. Hier herrscht munteres Treiben, die die Oberstadt umgebende Mauer lädt zum Rundgang, die Cafés laden zum Verweilen ein. Später begeben wir uns in der Abendsonne auf den Rückweg zu unserer Unterkunft. Dort erwarten uns die liebgewonnene Ruhe Bezinghems, ein Abendessen und ein munteres Beisammensein auf der Terrasse und im Gemeinschaftsraum.

04.07.19 – Wir tauchen ein in das „Grand Nausicaà“

Heute starten wir um 08:00 von der Unterkunft aus nach Boulogne-sur-Mer, um das Grand Nausicaà anzuschauen. Hierbei handelt es sich um das größte Aquarium Europas, das etwa 1600 verschiedene Tierarten beherbergt: Wir sehen einen nachgestellten Tiefseegraben, haben die Möglichkeit Rochen zu berühren, die doch immer wieder an fliegende Teppiche erinnern und laufen durch einen 18 Meter langen Tunnel, der uns das Eintauchen in die hohe See ermöglicht. Über uns hinweg schwimmen Haie, Mantarochen und Fischschwärme. Wir tauchen ein und scheinen ein Teil des Meeres zu werden.

Nach unserer Exkursion unter die Wasseroberfläche haben wir die Möglichkeit Boulogne-sur-Mer ein weiteres Mal zu erkunden. Manche von uns besuchen ein weiteres Mal die Oberstadt, andere zieht es in die Unterstadt, die einen Fischereihafen, einen Frachthafen und einen Jachthafen besitzt. Auch finden wir hier den „Stadtstrand“, der sich aufgrund seiner beachtlichen Größe auch wirklich so bezeichnen darf. Wir gehen im Meer schwimmen, lassen uns von der Sonne trocknen und nehmen einen Snack zu uns. Es geht uns gut an diesem Fleckchen Erde, das sich von seiner besten Seite zeigt. Zu fortgeschrittener Stunde treffen wir uns am Reisebus wieder und machen uns auf in Richtung Unterkunft, denn dort soll es heute Abend Stockbrot geben. Bevor dies jedoch passiert, legen wir einen letzten Stopp an einem Supermarkt ein, sodass jede(r) die Möglichkeit hat, sich Proviant für den morgigen Rückreisetag zu besorgen.

05.07.19 – Abreisetag

Der Tag der Abreise ist gekommen. Unsere Reisegruppe ist ein eingespieltes Team und schleunigst ist die Unterkunft gereinigt, die Koffer sind gepackt und die Sitzplätze im Bus sind eingenommen. Die Straßen sind frei, wir kommen ohne große Verzögerungen schnell voran. Wir verlassen Frankreich und fahren nach Belgien rein. Dort machen wir eine kleine Rast und wenig später überqueren wir die nächste Grenze und befinden uns schon in Deutschland. Im Bus ist es inzwischen sehr leise, viele machen ein mehr oder weniger ausgedehntes Nickerchen. Vor dem Rivius Gymnasium werden wir abgesetzt und die meisten von uns werden von dort abgeholt und Nachhause gebracht. Fünf intensive Tage miteinander finden ein Ende – schade!